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Nicole Fritz und Daniel Richter
Daniel Richter

Kunsthalle Tübingen

Daniel Richter – Ein Punk im Museum

Daniel Richter ist der vielleicht wichtigste Maler der Gegenwart. Die Kunsthalle Tübingen ehrt ihn noch bis Oktober mit einer wirkmächtigen Ausstellung, die aufrüttelt, begeistert und nachhaltig beeindruckt.

Daniel Richter

Daniel Richter wird gern als Punk der Kunstszene rezipiert. Und wo das bei anderen eher ein leicht überzeichnetes Kokettieren mit dem Skandal hervorrufen soll, trifft es bei Richter ins Schwarze. Der grenzgängerische Künstler findet früh den Weg in die linke Szene, engagiert sich bei der Antifa und zeichnet Plattencover für das linksorientierte, oftmals aneckende Label Buback. Schon die erste Veröffentlichung einer Band mit dem schönen Namen „Angeschissen“ zierte ein Werk Richters, 2005 übernahm er kurzerhand das Label. So kredibil sind dann auch eher weniger große Vertreter der deutschen Kunst.

Daniel Richter ist eben anders. Anders als seine Zeit-genossen, anders als seine Vorgänger und sehr wahrscheinlich auch anders als seine Nachfolger. Das zeigt auch die Ausstellung, die seit Mai in der Kunsthalle Tübingen zu sehen ist – eine Ausstellung, die präzise verdeutlicht, „wie Daniel Richter die Welt aufsaugt und sie durch den Pinsel auf der Leinwand ausquetscht, die aufrüttelt, begeistert und nachhaltig beeindruckt“, so Nicole Fritz, Direktorin der Tübinger Kunsthalle. Richter zeigt unsere Welt in all ihrem Schrecken, transformiert in Malerei. Bewusst ist die Schau retrospektiv ausgelegt, immerhin gibt es erstmals seit vielen Jahren wieder einmal eine Ausstellung in Deutschland, die sein Schaffen in den Mittelpunkt rückt. Zuletzt widmeten sich unter anderem Dänemark und Österreich dem Schaffen dieses großen Chronisten unserer verwundeten Zeit.

Kunsthalle Tübingen

Philosophenweg 76
72076 Tübingen
Tel.: +49 7071 9691-0
info@kunsthalle-tuebingen.de
www.kunsthalle-tuebingen.de

Öffnungszeiten:

Dienstag, Mittwoch,
Freitag – Sonntag
11:00 – 18:00 Uhr
Donnerstag
11:00 – 19:00 Uhr
Montag geschlossen

Kunsthalle
Tübingen

Daniel Richter

Seine Bilder erinnern in ihrer brachialen Direktheit manchmal an dokumentarische Fotografie, stellen Bezüge zur Kunstgeschichte und zum aktuellen Zeitgeschehen her. Sehr bunt sind sie oft, groß und ausladend, von regelrecht organischen Verkrustungen überzogen als wären sie lange Zeit in einem Schiffswrack unter Wasser gewesen. „Am Anfang war dieses Fleckenhafte, das kennt man ja zum Beispiel von Filmen, wenn die durchschmoren“, sagte er mal in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. „Eigentlich sind es immer die paranoiden Blicke: Infrarot! Drogen! Geistererscheinungen! Hightech-Nachtsichtgeräte, Leute kommen vom Dunklen ins Helle, dieser Kram. Das ist so eine Ebene, wo man weiß, da liegt irgendeine Bedrohung, ein Geheimnis, irgendeine Offenbarung.“

 

„Seine Bilder erzielen auf Auktionen regelmäßig mehr als eine Million Euro, was ihn zu einem der teuersten Künstler seiner Generation macht.“

Diese Bedrohung, dieses Geheimnis, diese Offenbarung kann man in seinen Werken suchen und finden. Bis zum 3. Oktober 2023 auch in Tübingen. Der Fokus liegt in der von Dr. Nicole Fritz kuratierten Schau auf dem figurativen Impuls sowie der Frage, wie der Künstler anhand seines figürlichen Repertoires das Verhältnis von Mensch, Körper und Gesellschaft über die letzten drei Jahrzehnte inhaltlich und stilistisch immer wieder neu thematisiert. Es ist bei aller schwelenden Apokalyptik nämlich immer noch der Mensch, den Richter ins Herz seines Schaffens rückt.

Zumindest heutzutage: Seine frühen Arbeiten in den Neunzigern waren eher abstrakt-ornamental, inspiriert von Expressionismus oder Graffiti. Popkultur und Hochkultur fließen heute wie von selbst zusammen, gehören ja eigentlich eh zusammen. Daniel Richter, der große Egalitäre. Seine Bilder erzielen auf Auktionen regelmäßig mehr als eine Million Euro, was ihn zu einem der teuersten Künstler seiner Generation macht. Aber weil Richter nun mal auch eine Seele aus purem Punk besitzt, setzt er sich schon auch mal vor das Centre Pompidou und porträtiert Touristen für schlappe fünf Euro. Ob die wissen, dass sie ein echtes Richter-Original zuhause hängen haben?

„Eine Ausstellung, die präzise zeigt, wie Daniel Richter die Welt aufsaugt und sie durch den Pinsel auf der Leinwand ausquetscht.“

Kunsthalle Tübingen

Philosophenweg 76
72076 Tübingen
Tel.: +49 7071 9691-0
info@kunsthalle-tuebingen.de
www.kunsthalle-tuebingen.de

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Freitag – Sonntag
11:00 – 18:00 Uhr
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