Roland Arnold

Visionär am Limit – Roland Arnold

Mit welcher Erwartung geht man in ein Gespräch mit einem schwäbischen Unternehmer, über den man bei der Vorrecherche diese beiden Zitate findet: »Wenn die Kuh nicht vorwärts reingeht, musst man sie umdrehen und rückwärts am Schwanz reinziehen.« und »Es ist sehr riskant, im Leben nichts zu riskieren«? Noch dazu einem, der sich selbst im Untertitel seiner gerade eben erschienenen Autobiographie als »Gamechanger der Fahrzeugindustrie« bezeichnet. Da liegt die Latte ziemlich hoch!

»Genial gezündet«
Die Autobiographie von Roland Arnold

Ein Buch wie ein Gespräch mit Roland Arnold.

Ungestellt, ungekünstelt, direkt. Eine Unternehmer-Biographie, die nicht im Schonwaschgang einer PR-Abteilung rundgewaschen wurde, sondern sich fast so liest, als wäre das Aufnahmegerät beim Interview einfach durchgelaufen. Erfrischende Lektüre, die zeigt, was in Deutschland geht – wenn man denn will.

Gebundene Ausgabe, 320 Seiten, reich bebildert, 24€
ISBN: 978-3942906999

PARAVAN Mobilitätspark

Paravanstraße 5-10
72539 Pfronstetten-Aichelau

Öffnungszeiten:

Montag – Donnerstag
08:00 – 12:00 Uhr
13:00 – 16:00 Uhr
Freitag
08:00 – 13:00 Uhr
Samstag, Sonntag geschlossen

Roland Arnold macht nicht viele Umstände, als er uns im 250-Seelen-Dorf Aichelau, recht weit oben auf der Alb, zum Interview begrüßt. Völlig unkompliziert sind wir direkt beim »Du«. Zum Fototermin erscheint er nicht wie andere Chefs im feinen Zwirn. Er kommt direkt von der Baustelle seiner neuen Produktionshalle. Und darüber hinaus ist er ohnehin ein hemdsärmliger Typ, der viel lieber selbst anpackt, als sich für ein Foto in Position zu werfen. Wie schafft man es, hier in der berühmten »Middle of nowhere«, ein Unternehmen zu gründen und es zum Technologie- und Weltmarktführer zu entwickeln? Noch dazu mit einer Idee, an die anfangs keiner der Großen der Automobilindustrie glaubte? Nur um sich wenige Jahre später bei ihm die Klinke in die Hand zu geben, weil sie erkannt haben, dass sie ihr Ziel, das autonome Fahren, ohne seine Erfindung nicht erreichen können.

Viele rieten ihm von seiner Idee der Steer-by-Wire-Technologie ab, doch Arnold blieb dran und setzte sie um.
Die Geschichte von »Paravan« ist mittlerweile hinlänglich bekannt: Ein schwäbischer Mähdrescher-Fahrer wird von einer unvorhergesehenen Begegnung auf einem Rastplatz inspiriert, körperbehinderten Menschen das Fahren im eigenen Auto möglich zu machen. Mit einer genialen Idee, einer Portion Sturheit und verschmitztem Geschäftssinn schafft er es, seine Steer-by-Wire-Technologie in die Realität umzusetzen. Verkauft seine Firma an einen großen Zulieferer. Das Joint-Venture scheitert. Arnold kauft seine Firma zurück und ist heute damit erfolgreicher als zuvor. Tausende Menschen mit Behinderung gewinnen seither durch »Space Drive« individuelle Mobilität, Unabhängigkeit und neue Lebensqualität zurück.
Roland Arnold im Gespräch mit Berthold Dörrich (r.): Einblicke aus erster Hand in das unternehmerische Schaffen von Arnold, der seine Visionen und Strategien direkt vor Ort erläutert.
Soweit, so bekannt. Uns interessiert der Mensch hinter dieser Geschichte. Der Mann, der nicht nur sein Unternehmen erfolgreich gemacht, sondern auch geschafft hat, wovon viele Berühmtheiten träumen: Ein eigener Helikopter-Landeplatz direkt vor dem Wohnhaus. Dabei ist es ihm gar nicht recht, dass wir als erstes seinen Helikopter Hangar inspizieren wollen. »Ich will nicht, dass die Menschen glauben, sie hätten es mit einem großspurigen Spinner zu tun, der allen zeigen muss, was er hat. Ich bin hier in meinem Heimatdorf verwurzelt, möchte nirgendwo anders zuhause sein und nur hier meinen Betrieb haben.« Bei dem Speed, den Roland Arnold auch bei unserem Besuch an den Tag legt versteht man, dass es ihm auch bei dieser Form der Mobilität vor allem darum geht, seine Ziele schneller erreichen zu können, als es ohne möglich wäre. Schneller bei seinen Geschäftspartnern zu sein. Seine Ideen präsentieren und Begeisterung wecken zu können. »Ich nutze meine Helikopter praktisch gar nicht privat. Aber für mein Geschäft sind sie unverzichtbar. Und so kann ich bleiben, wo ich am liebsten bin: in Aichelau.«

»Ich bin hier in meinem Heimat-
dorf verwurzelt, möchte nirgendwo anders zuhause sein und nur hier
meinen Betrieb haben. «

Im Gespräch mit »feine adressen« berichtet Roland Arnold, wie wichtig es ihm ist, mit seinem Team auf Augenhöhe zu arbeiten.
Schlägt ihm nicht auch mal Neid entgegen? »Die Leute hier wissen, dass ich einer von ihnen bin und mich auch durch meinen Erfolg nicht verändert habe. Du darfst nie vergessen, wo du herkommst.« Dass das so ist, merkt man beim Gang durch die Produktionshallen von Paravan. Natürlich haben die Mitarbeiter Respekt vor dem Chef. Aber noch deutlicher wird, dass sie dem Roland aus ihrem Dorf auf Augenhöhe begegnen. Der Umgangston ist freundschaftlich entspannt. Als einer seiner Angestellten feststellt, dass ihr Chef wieder mal eine geniale Idee hatte, ist ihm das fast peinlich: »Meinen Erfolg habe ich nicht durch meine Ideen, sondern weil ich immer Wert darauf gelegt habe, Menschen um mich zu haben, die Dinge besser konnten, als ich selbst. Und ihnen die Freiheiten gebe, die sie brauchen, um tolle Lösungen zu finden.« Das klingt aus Arnolds Mund nicht einfach so dahergesagt, oder von PR-Strategen entwickelt. »Vielleicht war es ganz gut, dass ich kein Ingenieur, kein Doktor oder Professor geworden bin. Als einfacher Handwerker wusste ich schon immer, dass es am wichtigsten ist, die Leute zu finden und zu fragen, die wissen, wie es geht. Statt solcher, die immer nur genau wissen, warum es nicht geht!« Hier kommen die Zitate vom Anfang ins Spiel: Als Roland Arnold mit seiner Idee, ein Fahrzeug nicht mit Hilfe eines Lenkrads und einer mechanischen Lenksäule zu steuern, sondern mit einem Joystick, den auch ein Behinderter bedienen kann, rieten ihm alle ab: zu kompliziert, zu aufwändig. Und vor allem: zu unzuverlässig und damit zu unsicher! Unmöglich, damit im Straßenverkehr unterwegs zu sein. Selbst als alle technischen Probleme gelöst waren riet ihm seine Rechtsanwältin, seine Erfindung nicht auf die Straße zu bringen: »Wenn etwas passiert, gehen wir beide ins Gefängnis. Da bin ich nicht dabei«, sagte sie ihm damals. Bis heute ist nicht nur nichts passiert, sondern seine Lösung ist so sicher, dass sie jeden Ausfall verkraften kann – redundant ist. Etwas, was aktuell kein Autohersteller kann: »Was da zum Beispiel in Kalifornien auf den Straßen fahrerlos herumfährt oder auch von Tesla beworben wird, das wäre in Europa schlicht nicht möglich!« stellt Arnold ultimativ fest.
Denkt er auch daran, das Steuer einmal aus der Hand zu geben? Das ist längst passiert! Seine beiden Söhne Kevin und Luca haben mit »Next G« eine eigene Firma gegründet. Ihr Ziel: Die Idee des Vaters für alle Formen der Mobilität verfügbar und damit sichere autonome Mobilität erst möglich zu machen. Egal ob im PKW, beim Gütertransport, in der Landwirtschaft oder sogar in den Mega-Trucks der Bergbauindustrie. Haben wir vergessen zu erwähnen, dass der Mann auch Bagger fährt? Nicht beruflich, einfach weil’s Spaß macht.

PARAVAN Mobilitätspark

Paravanstraße 5-10
72539 Pfronstetten-Aichelau

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